reklamiert. Doch ist es nicht nur Bildungsneid, den Iago für den Aristokraten Cassio empfindet. Es ist ein grober Klassenhass, der den Lebensstil der Aristokratie und die von ihr gesetzten ästhetischen Normen als anstöÃig empfindet. Iago hat Cassio gegenüber Minderwertigkeitskomplexe. Wenn er ihn als »proper man« bezeichnet, so ist dies vordergründig ironisch, aber gleichzeitig auch Ausdruck seines Neides. Noch deutlicher ist Iagos expliziter Vergleich in Akt V:
»He has a daily beauty in his life,
That makes me ugly: [â¦]« (V,1,19 f.).
Iagos Hass auf das Schöne ist ebenso wie sein Aufstiegsmotiv Ausdruck seines diabolischen Charakters, denn geläufiger Auffassung zufolge konnte nur der Teufel ein Interesse an der Zerstörung der Ordnung, die sich als Schönheit manifestierte, haben.
Bei seinem ersten Auftritt kann sich Iago mehr Ehrlichkeit erlauben als später, denn er hat nur den tölpelhaften Roderigo vor sich. Diese von Shakespeare eigens geschaffene Figur erfüllt im übrigen fast ausschlieÃlich einen draÂmatischen Zweck. An ihr kann Iago dem Zuschauer gegenüber seine Manipulationskünste vorführen, und sie dient gleichzeitig zur Steigerung der Spannung, denn Iago erweist sich bald als allzu selbstsicherer Schurke. Roderigo schöpft nach und nach Verdacht und muss schlieÃlich von Iago kaltblütig ermordet werden. Seine dramatische Funktion wird sodann von Emilia übernommen. Sie, Iagos Frau, ist es, die am Schluss die Intrige erkennt und mutig aufdeckt. Iago täuscht sich mithin bei Figuren, die er nicht ernst nimmt.
Ein weiteres Motiv für Iagos Handeln glaubt etwa Elliott bereits in seiner ersten Aussage zu erkennen. Im Gegensatz zu Cassio ist Iago von Othellos Heirat ebenso überrascht worden wie Roderigo und â so Elliott â dadurch zutiefst gekränkt worden. Das Argument ist, auf sich gestellt und nur auf diese und eine weitere Stelle (I,2,20) bezogen, kaum überzeugend und vermag nur dann sinnvoll zu erscheinen, wenn wir, wie die bereits erwähnte Inszenierung aus den dreiÃiger Jahren, ein homosexuelles Verhältnis zwischen Othello und Iago unterstellen. Eine von Heilman zitierte psychoanalytische Deutung des Stückes geht davon aus, dass Iago für Desdemona besonders intensive Hassgefühle empfindet, weil sie ihm nicht nur Othello, sondern auch Cassio streitig macht.
Iagos erste längere Rede endet mit seinem bekanntesten Ausspruch: »I am not what I am« (I,1,65). Von dieser Stelle an weià der Zuschauer, dass Iagos wahre Identität für seine Umwelt verborgen bleibt. Iago ist Schauspieler. Eines seiner Lieblingswörter ist »show«. In einem der für ihn typischen Selbstgespräche, die gleichermaÃen für die Zuschauer wie für ihn selbst bestimmt sind, spricht er gar von »heavenly shows« (II,3,345). Wir haben in diesem Stück mehr als das bei Shakespeare häufige âºTheater im Theaterâ¹, das primär an andere Figuren des jeweiligen Stückes adressiert ist. Allerdings ist es nicht so, dass Iago seine Opfer einfach von seinem selbst inszenierten Drama ausschlieÃt. Im Gegenteil: Er fordert Othello immer wieder auf, zu âºsehenâ¹, ein bereits in Cinthios Novelle ansatzweise vorhandenes Element. W. H. Auden sieht Iago als âºJoker in the Packâ¹, als eine Figur mithin, die die anderen Figuren mit immer neuen Streichen übertrumpft und durch den Erfolg vom groben Streich bis hin zum Kapitalverbrechen getragen wird. Iagos wiederholter Ausruf »Is ât possible?« ist Ausdruck dieses Vergnügens an den Leiden der von ihm düpierten Mitspieler. Doch ist Iago mehr als ein bösartig veranlagter SpaÃvogel, der von Erfolg zu Erfolg taumelt. Er ist ein Meister der Schauspielkunst, der sich an seinem eigenen Können berauscht. Der Aufstieg, der ihm in der realen Gesellschaft mit ihren starren Konventionen notwendigerweise
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