versagt blieb, ist ihm umso mehr in seiner dramatischen Welt möglich. Hier kann er sein âºvereiteltes Ãberlegenheitsgefühlâ¹ (Bradley) befriedigen und sein âºrasendes Verlangen nach Selbsterhöhungâ¹ (Flatter) stillen. ÂIagos Selbstgespräche sind nicht die reflektierenden Monologe eines Hamlet, sie sind jedoch mehr als dramatisch funktionale Hinweise für die Zuschauer. Iago kann sich hier selbst bewundern: Iago als Narziss.
Iagos Schauspielkunst wird bereits in der Expositionsszene deutlich. Er kann sich auf sein Gegenüber einstellen und so seine Gesprächspartner leicht für sich gewinnen. Gegenüber Roderigo kann er sich sogar sehr bald die mokante Anrede »sir« erlauben, ohne dass dieser die Ironie bemerkt. In der Verführungsszene (III,3) treibt Iago Othello gegenüber die der eigenen Belustigung dienende Imitation seines Gesprächspartners so weit, dass selbst Othello es bemerkt.
Iago ist nicht nur Schauspieler, sondern auch Regisseur. Er ist es, der die Tragödie Othello inszeniert und dabei seine Regie für den Zuschauer â und für sich selbst â nach und nach entwickelt und verfeinert. Nur wissen seine Akteure nichts von den ihnen zugedachten Rollen. Neben Handlungen, die aufgrund der vorgegebenen Umstände von selbst ablaufen, weist dieses Stück Episoden auf, bei denen Iago als Regisseur eingreifen muss. In der Täuschungsszene (IV,1) arrangiert er den Handlungsablauf so, dass für den eigens geladenen Zuschauer Othello der sichtbare Beweis für Desdemonas Untreue erbracht ist. Die anderen Regieszenen sind nächtliche Unruheszenen, von der Radauszene vor Brabantios Haus (I,1) über die Unruheszene auf Zypern (II,3) bis hin zur blutigen Ãberfallszene (V,1). Bei allen drei Szenen muss der Regisseur Iago kräftig nachhelfen, um den gewünschten Effekt zu erzielen.
Warum hasst Iago Othello? Dass er ihn hasst, kann wohl kaum bezweifelt werden. Wir erfahren bereits davon in seinem ersten Gespräch mit Roderigo, und Iago bekräftigt diesen Hass mit einer deutlichen Emphase am Ende des ersten Aktes. Wieder ist es Roderigo, dem er sich freimütig offenbart:
»I have told thee often, and I tell thee again, and again, I hate the Moor; my cause is hearted«
(I,3,364â366).
Als Iago dann allein ist, spricht er am Anfang seines ersten groÃen Monologs dieselben Worte aus, allerdings mit einer kaum glaubhaft erscheinenden Begründung:
»[â¦] I hate the Moor,
And it is thought abroad, that âtwixt my sheets
Heâs done my office; I know not if ât be true â¦
Yet I, for mere suspicion in that kind,
Will do, as if for surety« (I,3,385â389).
Dem aufmerksamen Leser wird die hier merkwürdig erscheinende Standardkonjunktion »and« aufgefallen sein. Iagos Intellekt arbeitet assoziativ. Der â vielleicht allzu freimütigen â Selbstoffenbarung folgt eine deutlich improÂvisierte Begründung. Sie taucht als ausdrückliches Rachemotiv Iagos noch einmal auf (II,1,290â294). Ist sie deshalb weniger glaubhaft? Das Stück bietet keinen Anhaltspunkt für eine tatsächliche auÃereheliche Beziehung zwischen Othello und Emilia. Die Kritik betont zudem Iagos groÃe Menschenkenntnis als Argument dafür, dass er mit diesem Verdacht nur ein Pseudoargument vorbrachte. AuÃerdem, so lesen wir bei mehreren Kritikern, müsste sich Iagos Rache ebenso gegen Emilia richten. Bei objektiver Betrachtung ist der Verdacht somit für Iago ein Motiv, das ihm zufällig einfiel, als er für seinen Hass eine Begründung suchte. Seit Coleridge spricht die Kritik treffend von âºmotive huntingâ¹ als einem wesentlichen Charakterzug Iagos. Iago ist demnach auf der Suche nach Motiven für sein eigenes Handeln. Seine Einfälle wachsen allerdings über ihren anfänglichen Pseudocharakter hinaus, wie die zweite Stelle deutlich zeigt:
»For that I
Marie Sexton
Thomas Hauser
Kathryn Kenny
Susan Wittig Albert
Marilyn Baron
Leopold von Sacher-Masoch
Tessa Dare
Rebecca Brooke
Doreen Finn
Kimberly Kinrade